Krafttraining zu Hause – eine COPD-Patientin berichtet

Für Menschen mit einer COPD-Erkrankung ist regelmässiges Krafttraining zur Erhaltung der Muskulatur und folglich zum selbstbestimmten und besseren Leben unerlässlich. Leider nehmen jedoch nur wenige Betroffene an einem strukturierten Krafttraining teil. Damit die Trainingseinheiten möglichst effektiv und einfach in den Alltag integriert werden können, haben Fachpersonen der Universität Zürich das HOMEX-Trainingsprogramm entwickelt. Die COPD-Patientin Elsbeth Wyss aus Horgen hat dieses Programm getestet und erzählt LUNGE ZÜRICH von ihrer Motivation, ihren Zielen und ob das Training erste Erfolge zeigt.

Gemeinsam mit einem persönlichen Coach wird das Trainingsprogramm bei drei Hausbesuchen und 17 Telefonanrufen besprochen und die individuellen Ziele vereinbart. Bei Motivationsproblemen motiviert der Coach die Patienten, damit die selbstgesteckten Ziele erreicht werden.

"Durch das tägliche Training der HOMEX-Studie fühle ich mich mobiler und sicherer im Alltag. Zusammen mit meiner Trainerin habe ich die Trainingseinheiten auf mich eingestellt und werde von ihr optimal betreut", erklärt die Jungrentnerin.

"Für die Turnübungen brauche ich lediglich einen Stuhl und ein Trainingsband, das mir zur Verfügung gestellt wurde", so die COPD-Patientin. Das 15 bis 20-minütige Training beinhaltet ein Aufwärmen, dann Kraftübungen für Arme, Beine und den Rumpf und zum Schluss ein kurzes Ausdehnen.

Kurze aber regelmässige Trainingseinheiten

HOMEX steht für «Home Exercise», zu Deutsch: Heimtraining. Mit einer begleitenden Studie sollen die Auswirkungen des HOMEX-Trainingsprogrammes auf Lebensqualität, Atemnot und körperliche Leistungsfähigkeit bei Personen mit COPD wissenschaftlich untersucht werden. Studienteilnehmende werden zufällig in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt: Die Interventionsgruppe, welche während eines Jahres das HOMEX-Trainingsprogramm der Studie absolviert und die Kontrollgruppe, welche kein Trainingsprogramm durchführt. Elsbeth Wyss ist eine der Studienteilnehmenden, die das Trainingsprogramm absolviert. «Für die Turnübungen brauche ich lediglich einen Stuhl und ein Trainingsband, das mir zur Verfügung gestellt wurde.» Das 15 bis 20-minütige Training beinhaltet ein Aufwärmen, dann Kraftübungen für Arme, Beine und den Rumpf und zum Schluss ein kurzes Ausdehnen. «Am besten gefällt mir das Aufwärmen», erzählt die 65-jährige Jungrentnerin. «Ich stelle dann immer die Musik oder den Fernseher an und jogge in meinem Wohnzimmer umher».

Enge Betreuung

Alle Patienten werden von einem persönlichen Coach betreut. Der Coach berät, motiviert und unterstützt die Patienten, sodass sie ihre selbst gesteckten Ziele erreichen können. Vor allem die 38 verschiedenen Übungen, die auf Trainingskarten illustriert wurden, werden von Coach und Patient besprochen und gemeinsam durchgeführt. Wyss ist sehr glücklich mit ihrer Trainerin. Diese sei professionell und könne sie super motivieren. Die Zürcherin hat nicht das Gefühl, nur eine Testperson in einer Studie zu sein, im Gegenteil, der Kontakt sei sehr persönlich.

«Eine Krankheit will im Leben immer vorne rechts laufen. Vorne rechts ist da, wo sie immer präsent ist. Ich habe mich hingegen entschieden, dass ich der Krankheit nicht so viel Platz einräume, und habe sie nach hinten links verschoben.»

Kleine Ziele erreicht man immer

Damit das Trainingsprogramm zu Hause Erfolg haben kann, bauen die Fachpersonen der Universität Zürich auf klar gesteckte Ziele. Die Patienten sollen sich Wochen-, Monats- und Jahresziele setzen, die mit der eigenen Fitness oder auch Psyche zu tun haben. «Ein Monatsziel von mir ist der Spaziergang zu einem Aussichtspunkt bei mir in der Nähe. Bis dorthin muss ich 88 Treppenstufen bewältigen. Ich nenne sie liebevoll die 88 Stufen zur Glückseligkeit», erzählt die Chorsängerin weiter und lächelt verschmitzt. Aber auch eine E-Bike-Tour von Horgen nach Oberrieden in die Badi ist ein Ziel, dass sie bis Ende Jahr noch schaffen möchte.

Alles eine Frage des Blickwinkels

Die Ziele und der Trainingsverlauf werden in der Trainingsagenda erfasst und mit dem Coach regelmässig besprochen. So werden auch kleine körperliche Verbesserungen schneller wahrgenommen. Die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern ist mit ihren eigenen Fortschritten sehr zufrieden. Sie fühle sich körperlich viel fitter und habe nach der Reha wieder mehr Kraft für ihre Familie und die drei Enkel. «Eine Krankheit will im Leben immer vorne rechts laufen. Vorne rechts ist da, wo sie immer präsent ist. Ich habe mich hingegen entschieden, dass ich der Krankheit nicht so viel Platz einräume, und habe sie nach hinten links verschoben.»

Studienteilnehmende gesucht

Für die HOMEX-Studie sucht die Universität Zürich 120 Teilnehmende, die an COPD erkrankt, mindestens 40 Jahre alt sind und in den vergangenen zwei Jahren an keiner ambulanten oder stationären Lungenrehabilitation teilgenommen haben. Interessierte sollten motiviert sein, regelmässig zu Hause zu trainieren und bei Beginn und nach einem Jahr an Messungen zu ihrem Gesundheitszustand, zur Lebensqualität und körperlichen Leistungsfähigkeit teilzunehmen. Bei Studienbeginn werden sie zufällig entweder in die Interventionsgruppe oder Kontrollgruppe eingeteilt.

Haben wir Ihr Interesse geweckt und möchten Sie Teil der HOMEX-Studie werden?

Dann melden Sie sich jetzt an und tun Sie Ihrer Gesundheit etwas Gutes. Dabei helfen Sie, ein neues Trainingsprogramm wissenschaftlich zu etablieren, damit in Zukunft auch andere COPD betroffene Menschen davon profitieren können. Informationen und Anmeldung unter: T 077 493 39 92 oder per Mail an ramonamaria.mueller@uzh.ch.

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Zuletzt geändert:
8. Oktober 2021